Dieser Ratgeber wurde uns freundlicherweise von Angelika Stuard und Nicole Flasche zur Verfügung gestellt.
Als allererstes möchten wir Sie zu Ihrem neuen Familienmitglied beglückwünschen! Herzlichen Dank, dass Sie sich für einen Hund aus dem Tierschutz entschieden haben und diesem eine Chance und ein
neues Leben geben.
Mit dessen Einzug beginnt jetzt ein ganz besonderer Abschnitt für Sie und Ihr neues Familienmitglied. Es gilt jetzt, sich in den kommenden Tagen und Wochen aufeinander einzuspielen und
gegenseitiges Vertrauen aufzubauen.
Mit einem Tierheimhund nehmen Sie auch immer ein Stück seiner Vergangenheit, die vielleicht nicht so schön war, bei sich auf. Es liegt jetzt an Ihnen, dem Tier in den kommenden Wochen zu zeigen,
dass die Zeit der Einsamkeit, Angst, Unruhe oder Unsicherheit endgültig vorbei ist.
Kinder und Hunde
Generell ist es zu empfehlen, dass Kinder und Hunde nicht alleine miteinander sind. Es kann immer zu unvorhersehbaren Situationen kommen.
Kinder könnten dem Hund versehentlich weh tun, vielleicht am Fell ziehen, ihn spielerisch kneifen oder pieksen, ihn schubsen, ihm sein „Spieli“ oder Futter wegnehmen – und plötzlich ist die
Grenze der Toleranz des Tieres überschritten. Möglicherweise schnappt der Hund in seiner Bedrängnis und landet dann wohlmöglich wieder im Tierheim, obwohl sein Verhalten nur natürlich ist und
KEIN Fehlverhalten darstellt.
Zeigen Sie Ihren Kindern den richtigen und respektvollen Umgang mit dem Hund. Sie dürfen ihn nicht als „Spielzeug“ sehen, sondern sollen sich darüber klar sein, dass ein Hund auch Bedürfnisse und
Empfindungen hat, die sich noch nicht mal so sehr von unseren unterscheiden.
Erklären Sie Ihren Kindern eindringlich, dass ein Hund auf keinen Fall gestört werden darf, wenn er:
Die erste Zeit: Nur angeleint spazierengehen
Wir raten Ihnen, den Hund die erste Zeit, nur angeleint auszuführen und seien Sie achtsam, das er nicht in einem Moment entweichen kann, z.B. beim Öffnen der Haus-, oder Autotür.
Noch sind Sie beide zu wenig vertraut und Sie können den Hund noch nicht so gut einschätzen.
Wie er auf Radfahrer, fremde Kinder, Skater oder Jogger reagiert, wissen Sie noch nicht. Manche Hunde „jagen“ auch Autos.
Oder aber, er hat Angst vor lauten Geräuschen, wie zum Beispiel einem Flugzeug, Krankenwagensirenen usw. und möchte fliehen, wenn sie plötzlich ertönen.
Dies alles werden Sie erst im Laufe der Zeit herausfinden. Wann Sie ihn frei laufen lassen können, werden Sie selbst entscheiden müssen.
Es kann förderlich sein, mit einem befreundeten Hundebesitzer und dessen Hund spazieren zu gehen. Einen gut sozialisierten Artgenossen kann Ihrem Vierbeiner Sicherheit geben.
Das Kommen auf Ruf üben Sie am besten schon Zuhause, dann auf einem umzäunten Platz oder an einer mindestens 10m Schleppleine, die natürlich nur am Geschirr befestigt werden darf.
Wir empfehlen, den Hund nur im Geschirr zu führen und kein Halsband zu verwenden. Selbstverständlich wird man seinem Hund niemals ein Stachelhalsband oder einen Kettenwürger anziehen, auch wenn
dieser nicht „auf Zug“ gestellt wurde.
Mögliches Auftreten von Durchfall, Urinieren oder Erbrechen
Einige Hunde leiden stressbedingt schon im Tierheim an Verdauungsproblem und haben sehr oft Durchfall, ohne dass eine organische Erkrankung vorliegt.
Der Umzug vom Tierheim in ein neues Zuhause ist für den Hund in der Regel sehr aufregend. All die neuen Eindrücke und der neue, ungewohnte Tagesablauf kann auch beim robustesten Vierbeiner zu
Verdauungsproblemen und auch zu Erbrechen führen.
Auch neigen gestresste Hund zu vermehrtem Urinieren. Sollte es deshalb zu dem ein oder anderen „Unfall“ im Haus kommen, sehen Sie es nicht gleich als Unsauberkeit. Geben Sie dem Vierbeiner
noch etwas Zeit.
Füttern Sie dem Tier bei starkem Durchfall kein Dosenfutter sondern nur leicht verdauliche Eiweißkost. Hüttenkäse oder Magerquark mit gekochtem Reis oder mit gestampften Kartoffeln und frisch
geriebene Karotten eignen sich dafür. Der Stuhl müsste sich dann nach wenigen Tagen normalisieren. Sollte das nicht eintreten, stellen Sie den Hund nach spätestens 2 Tagen Ihrem Tierarzt
vor.
Beachten Sie bitte, dass das Tier bei Durchfall sehr viel Flüssigkeit verliert. Bieten Sie unbedingt ausreichend frisches, am besten abgekochtes Wasser an und achten Sie darauf, das er genügend
trinkt!
Auch Erbrechen kann stressbedingt auftreten. Füttern Sie in diesem Fall bitte gar nicht und achten Sie darauf, dass Ihr Hund genügend trinkt. Sie können ihm Wasser (eventuell mit Elektrolyten)
anbieten. Auch hier gilt: Hält das Unwohlsein länger als 2-3 Tage an, konsultieren Sie bitte den Tierarzt.
Wenn Sie schon einen Hund haben, dann sollten Sie die Einführung des neuen Familienmitglieds vorsichtig angehen. Organisieren Sie ein Treffen auf neutralem Gelände, mit einem Helfer und gehen Sie
erst mal miteinander spazieren, wobei jeder Hund zunächst angeleint ist. Ideal ist am Anfang, jeden Hund auf der abgewandten Seite zu führen, also: Hund Mensch – Mensch – Hund. Danach lässt man
die Hunde an lockerer Leine direkt nebeneinander laufen und wenn das auch gut geht, kann man die Hunde auch ableinen. Ob dies gleich beim 1. Treffen möglich ist, oder ob man mehrere Treffen
braucht, hängt von den Hunden ab und man sollte sich hier wirklich Zeit nehmen. Wichtig ist, dass Sie die Hunde beobachten und gewünschtes Verhalten loben.
Den eigentlichen Einzug kann man dann am konfliktlosesten gestalten, wenn der neue Hund zuerst in der Wohnung/ im Zimmer ist und der „alte“ dann dazukommt. Wenn der neue Hund dann eingezogen ist,
sollte man die Hunde anfangs genau beobachten, um mögliche Konflikte gar nicht erst entstehen zu lassen. Auch hier wieder gewünschtes Verhalten loben.
Potentielle Konfliktherde, wie herumliegendes Spielzeug oder Futter sollte man zumindest anfangs wegräumen. Jeder Hund hat selbstverständlich seinen eigenen Platz, wo er ungestört sein kann.
Schön, wenn die Hund miteinander spielen, aber achten Sie darauf, dass keiner den anderen bedrängt und beenden oder unterbrechen Sie das Spiel, wenn es zu wild wird und zu kippen droht. Ein sehr
empfehlenswertes Buch für Mehrhundehalter und Integration eines neuen Hundes in eine bestehende Gruppe: „Hundereich“ von Mirjam Cordt.
Beachten Sie auch, dass ein neuer Hund seine Charaktereigenschaften und ein mögliches unerwünschtes Verhalten erst nach einiger Zeit zeigt. Oft zeigt sich erst nach 1 -2 Monaten, nachdem der Hund
„aufgetaut“ ist, wo es Probleme gibt und wo man handeln sollte. Gehen Sie gegen unerwünschtes Verhalten gleich von Anfang an vor. Wobei hier nicht vorschnell „mit Kanonenkugel auf Spatzen
geschossen“ werden darf. Lassen Sie sich auf keinen Fall einreden, der Hund würde sie mit diesem Verhalten dominieren wollen und sich „über Sie stellen“. In der Regel reagieren Hunde, weil sie
mit einer Situation überfordert sind. Und es liegt nun an Ihnen als neuem Halter, ihn so an sein neues Lebensumfeld zu gewöhnen, dass er die neuen (Verhaltens-)Regeln verständlich für ihn auch
vertrauensvoll umsetzen kann. Je länger ein Verhalten sich etabliert hat, desto länger dauert es und desto schwieriger wird es, dies in den Griff zu bekommen.
Daher unser eindringlicher Rat: machen Sie keine Selbsttherapie und fragen Sie auch nicht selbsternannte Hundekenner sondern holen Sie sich bitte Rat von einem erfahrenen Hundetrainer.
Wir wünschen Ihnen alles Gute mit dem neuen Familienmitglied!
Empfohlene Literatur: