Toffee erzählt von seiner Vergangenheit in der Ukraine, seiner Reise und den ersten Tagen in seinem Zuhause in Deutschland

Ich möchte euch meine Geschichte erzählen, die Ankunft in einem neuen Leben. Nie hätte ich
gedacht, dass mir so etwas passiert! Ich hatte zwar davon gehört, dachte aber, das gibt es doch nur
im Märchen. Hier ist sie:


Mein Leben vorher:
Mein Name ist Toffee vom Heidefeld, allerdings erst seit kurzem... ungefähr seit 10 Nächten.
Seitdem bin ich nämlich bei meinem neuen Rudel, denn geboren bin ich in der Ukraine mitten auf
dem Land als Plombirtschik.
Nach einem angenehmen Kinderleben an einem warmen Plätzchen durfte ich plötzlich nicht mehr
rein ins Haus. Warum, habe ich nie erfahren. Die Tür blieb einfach zu. Da ich eine positive
Grundeinstellung mitbringe, habe ich mir schnell Freunde auf der Straße gesucht und außer im
Winter, wo es echt eisig wurde, war das ein schönes freies Leben mit den Kumpels. Leider starb
meine Freundin. weil sie etwas gefressen hatte, was nicht gut für sie war. Deshalb bin ich
inzwischen mit Futter ein bisschen vorsichtig. Und immer mal wieder durfte ich meine
Menschenfreundin Milla besuchen, das war toll. Kurz darauf wurde ich eingesperrt! Unfassbar!
Vorbei war das schöne Leben draußen....jeden Tag in diesem Tierheim habe ich mir mein Rudel und
meine Freiheit zurückgewünscht und so lieb und freundlich die Menschen dort auch waren, es war
doch nicht dasselbe. Ich fing an, Trübsal zu blasen, so dass die netten Leute sogar überlegt hatten,
mich wieder frei zu lassen. Irgendwie mochten die mich aber und hatten Sorge, ich würde auch
vergiftet werden. Ich war hin und hergerissen zwischen den freundlichen Menschen, dem
regelmäßigen Futter und dem Wunsch ein schönes Plätzchen draußen bei einem festen Rudel zu
haben.

Dann kam plötzlich Bewegung in die verfahrene Situation! Jemand hatte mich bei etwas gesehen,
das sie INTERNET nennen, wie das geht, keine Ahnung. Die sind in Deutschland und ich so weit
weg in der Ukraine.
Warum das so lange gedauert hat, bis sie mich gesehen hatten, weiß ich auch nicht, aber das
Wichtigste ist: Sie wollten mich unbedingt in ihr Rudel aufnehmen!!! und nun ging es los!

Tag 1-7:
Meine Menschenfreundin Milla holte mich mit einer der Blechkisten ab, mit denen die immer
durch die Gegend rollen. Das war sehr aufregend, weil ich ahnte, dass nun etwas Wichtiges in meinem
Leben passierte! Mir war etwas übel, aber nach drei Stunden kamen wir an. In einem großen Haus,
wo ich wieder in eine Art Käfig gesperrt wurde. Ich verstand die Welt nicht mehr, aber meine
Freundin AVA, ebenfalls glückliche Gewinnerin eines neuen Rudels, reiste mit mir und so war es
nur halb so schlimm.
Eine ganze Woche mussten wir dort bleiben, Menschen in weißer Kleidung
haben uns untersucht und gepiekst und L. kam jeden Tag um mit uns raus zu gehen in den Schnee!
Aber kalt war es, jemand hat gesagt -15 Grad, was immer das heißt.

Dann kam der Tag, an dem wir in unseren Gitterboxen wieder in eine dieser Blechkisten verladen wurden, zusammen mit anderen
Kumpels und....äh....Katzen. Naja. Interessieren mich eigentlich nicht. Aber riechen komisch.Und
machen nervige Geräusche.
Diese Fahrt wollte kein Ende nehmen, ich dachte schon, das wars mit deinem Leben. Dunkel und
laut, rappelig und wir alle fühlten uns unwohl, obwohl wir gleichzeitig gespürt haben, dass die
freundlichen Menschen um uns herum, die wir ja kannten, ganz aufgeregt waren und uns immer
wieder beruhigt und gesagt haben, dass nun bald alles besser wird. Ich glaubte ihnen. Nur so habe
ich das Gerappel in der engen Box einigermaßen überstanden und außerdem war AVA ja dabei.

Tag 8:
Endlich!!!!! Am nächsten Morgen hörte das Gerappel auf und sie ließen uns in einen großen Garten,
endlich durften wir wieder laufen springen toben und frische Luft atmen!Und es war viel wärmer
als vorher!
Nachdem ich ausgiebig mit meinen lieben Menschen und den Kumpels gespielt und gekuschelt
hatte (das mache ich mit den zweibeinigen Rudelführern am liebsten!), kamen fremde Menschen,
die einige meiner Freunde mitgenommen haben. Ich habe mich nur kurz verabschiedet.

Mein Leben war schon so voller Abschiede, dass ich mich damit nicht mehr lange aufhalten möchte.
Irgendwann kamen zwei Menschen, die mich sofort erkannt zu haben schienen, sie strahlten so eine
Freude aus, dass ich sofort zu ihnen gegangen bin und da weiter gekuschelt habe. Das war sooo
schön!! Und dann haben die mich mitgenommen! Jetzt würde ich erfahren, wie es meinen anderen
Kumpels ergangen ist, die schon abgeholt wurden. Von meiner Freundin und Reisegefährtin AVA
habe ich mich nur kurz verabschiedet, ihre neuen Rudelmenschen waren auch schon gekommen,
um sie zu holen. Irgendwas von vielleicht mal wiedertreffen habe ich noch gehört, dann waren wir
draußen. Draußen. Mit einem neuen festen Rudel.Wie das klingt.....wie Weihnachten....
Und dann ...Oh nein!! Ich musste wieder in so eine Blechkiste steigen! Sie haben gesagt, dass alles
gut ist und wir bald zu Hause sind. Zu Hause......wie das wohl ist ein Zuhause zu haben? Ein
warmes Schlafplätzchen? Viele Streicheleinheiten? Lange Rudelläufe im Wald? Nie mehr allein
sein? Ich war so gespannt!!Und über diese schönen Gedanken bin ich eingeschlafen und habe die
Zeit in der Blechkiste einfach verschlafen, so müde war ich plötzlich. Gäääähn.....

Es wurde schon dunkel, als die Blechkiste anhielt und nicht mehr brummte. Ich wollte nur noch
raus und habe mich mit aller Kraft in die Gurte gestemmt, aber sie hielten mich zurück. Dann durfte
ich endlich aussteigen! Alles roch ganz anders, kleine Menschen standen um mich herum und
wollten mich glaube ich anfassen, aber ich war viel zu aufgeregt, musste hier schnüffeln und dort,
und Pipi musste ich auch. Und dann kam sowas wie Weihnachten!!!! Ich wurde mit in deren Höhle,
die sie Haus nennen, genommen. Mit einem Garten daran, in dem auch alles sooo spannend roch!
Nebenan wohnt offensichtlich ein Hundemädchen, die gerade so besonders gut roch....ihr wisst
schon....wo wir Jungs immer so ein seltsam angenehmes Kribbeln bekommen und nur noch zu ihr
wollen....das war schon mal ein Highlight. Und dann....dann sah ich es: Ein Bett mit weicher
Kuscheldecke, NUR FÜR MICH!!! Und noch so eines in der Küche, in der es auch so verrückt
nach allem riecht....so kann ich jetzt wählen, wo ich liegen möchte. Und ich möchte immer da sein
wo mein Rudel ist. Und ich bin schon an dem ersten Abend auch von den beiden kleineren lieben
Menschen so viel gekrault und gekuschelt worden, dass mir die Augen wieder zu fielen und ich mit
einem tiefen Seufzer eingeschlafen bin. Ich war im Himmel!

Tag 9: (Tag 1 im neuen Zuhause):
Mein neues Rudel war morgens komplett vollzählig. Vier Zweibeiner und ich. Macht zwölf Beine
insgesamt, die unser Rudel zählt. Wieder gab es Streicheln und Kraulen und Frühstück! Aber das
war so komisches trockenes Zeug, das so fremd roch. Habe ich lieber nicht gegessen, so gut kannte
ich meine neuen Freunde ja noch nicht....dann gingen einer nach den anderen aus dem Haus....die
werden mich doch wohl nicht schon wieder alleine hier lassen....? Nein, eine von den Großen blieb
bei mir, puh! Und das den ganzen Tag, wir sind draußen zusammen gelaufen, ich habe das Mädchen
von nebenan getroffen, die ist ganz lecker! Aber sie war zunächst sehr zurückhaltend, ja geradezu
ein bisschen zickig. Na das wird schon, so ein schöner und stattlicher Kerl mit Charme, der ich bin,
da kann sie eh nicht lange widerstehen. Ich werde sie erst mal ignorieren, das hilft meistens.
Meine Menschen loben mich ganz viel und ich gebe mir große Mühe, alles recht zu machen.
Zum Glück bin ich schnell von Begriff und die Sache mit dieser Leine, an der sie mich immer führt,
hatte ich irgendwann schon mal gehabt....eine ganz dunkle Erinnerung kam da hoch. Ich war nur so
sehr beschäftigt, alle die neuen Eindrücke zu verarbeiten, dass ich jedes mal wenn wir nach
Hause(!) kamen sofort wieder stundenlang geschlafen habe. Und nachts war ich fast froh, dass ich
den ganzen Bereich für mich alleine hatte, das ist schon echt ein Kontrastprogramm, tagsüber soviel
Neues (auch nicht immer Schönes, riesige Blechkisten zum Beispiel, die so dicht an mir
vorbeifahren, dass ich mich eng an den Rand drücke) und Spannendes. Die KINDER, wie sie sie
nennen, diese kleinen Menschen liebe ich sehr! Die können stundenlang kraulen. Und sie alle
können meinem Kuschelcharme nicht widerstehen, das habe ich schon rausgefunden am ersten Tag.
Aber das war ja auch immer meine Überlebensstrategie.

Tag 10-13:
Ich bin soo glücklich, hoffentlich ist das hier jetzt von Dauer. Ich wußte nicht, wieviel besser und
erholsamer ich schlafe, wenn es nicht so kalt ist und ich auf einer weichen Decke liegen darf!
Und am Tag immer mit dem Mädel von nebenan unterwegs, sie taut schon auf!

Tag 14:
Heute sind wir mit dem ganzen Rudel unterwegs gewesen! Das war ein bißchen wie früher auf der
Straße mit den Kumpels, ach ja. Wir sind schnell durch den Wald gelaufen, haben Fangen gespielt
und...Hey! Es gibt hier meine heißgeliebten und immer gern auf den Baum gejagten Eichhörnchen!
Und Wildschweine!Aber ich habe auch gemerkt, dass ich auf meine Menschen hören muss. Die
wollen so komische Sachen von mir, rufen HIER und KOMM und SITZ.......kann ich alles. Für so
ein leckeres Trockenfischleckerli tu ich ihnen den Gefallen, dann sind sie glücklich und ich auch.
Sie müssen ja nicht wissen, was ich wirklich denke, schließlich bin ich Überlebenskünstler, da
kommt mir so ein Gehabe manchmal schon etwas albern vor. Warum soll ich z.B. an einer winzigen
kaum als solche zu erkennenden Straße anhalten, wenn weit und breit keine Blechkiste oder sonst
was zu sehen ist? Naja, sie werden schon wissen was sie tun und warum. Solange ich hier bleiben
darf, ist mir alles recht.

Tag 15:
Was ist denn jetzt los? Zwei vom Rudel sind heute in eine Blechkiste gestiegen und verschwunden.
Ob sie wohl wieder kommen? Aber sie haben mir erklärt, dass sie in ein paar Tagen wiederkommen, dann ist ja gut.

Tag 16 (Weihnachten):
Ich fange an mich zu entspannen, es scheint tatsächlich erst mal so zu bleiben wie es ist.
Spaziergänge, Kuscheln. Schlafen. Und doch......heute habe ich einen Schreck bekommen. Wieder
in diese blöde Blechkiste steigen, ich will das nicht. Wer weiß wo es nun hingeht. Nachher ist alles
wieder vorbei??? Neiiin, ich steige da nicht ein!
Naja, bin dann doch eingestiegen, weil die Kleine vom Rudel sich mit mir hinten reingesetzt hat.
Aber nur ihretwegen! Und wir kamen nach kurzer Fahrt an einem anderen Haus an. Da roch es
vielleicht gut! Und wieder liebe nette Menschen...und so geheimnisvolle Stimmung irgendwie...
Ich hab lieber geschlafen...wer schläft sündigt nicht.
Am Abend dann gab es ein interessantes anscheinen typisch menschliches Ritual. Da stand ein
Baum im Zimmer, glänzend und wunderschön geschmückt, so dass ich erst mal unbedingt dahin
musste und alles beschnuppern. Das hat so ein bisschen geklirrt, wie das Eis früher... wo war das
noch? Ich habe einen riesigen Knochen bekommen, unvorstellbar! Und so leckere Kaustreifen,
schmeckte nach Hirschhaut....hmmm. Die habe ich erst mal gründlich zerlegt und aufgefuttert. Ich
glaube inzwischen nicht mehr, dass mir hier jemand was gibt, das giftig ist. Deshalb habe ich mich
am nächsten Tag auch was getraut, das ich mich drei Tage vorher noch nicht getraut hätte!

Tag 17 (25.12.):
Wir waren am Vormittag über 2 Stunden spazieren! Mit Faro, meinem neuen Kumpel. Der hat auch
lange im Tierheim gesessen weil er nicht immer so nett zu den Zweibeinern war. Hat mir aber
erzählt, dass die beiden bei denen er jetzt wohnt ihm sofort sympathisch waren und weil er das so
deutlich gezeigt hatte, haben die ihn mitgenommen. Sein Glück. Ich habe ihm meine Geschichte
erzählt und seitdem sind wir beste Kumpels. Allerdings wohnt er nicht um die Ecke, ich werde ihn
also nur gelegentlich sehen.
Nachmittags war ich in diesem anderen Haus und habe mich von dem ungewohnt langen
Spaziergang erholt und wieder nur geschlafen. Warum bin ich bloß immer noch so müde?
Später haben alle unten auf der Couch gesessen...und da.....da habe ich einfach nicht widerstehen
können.....da lag Braten auf dem Küchentisch! Ganz allein. Und hat mich gerufen wie es nur ein
köstlicher Rinderbraten schafft. Wie früher...als ich vor Restaurants die Reste von den Tellern
geholt habe. Nur diesmal hatte ich diesen bohrenden Hunger nicht. Trotzdem hat dieser Braten nicht
aufgehört zu rufen und da habe ich ihm und mir einen Gefallen getan und ihn vom Tisch geholt.
Und sofort verputzt. War das ein Fest!! Wenn das Weihnachten ist, kann ich das jeden Tag haben!
Meine Rudelchefin hat es zwar eben noch gesehen und dann den Rest des rufenden Bratens
woanders hingestellt, leider, aber sie hat gelacht. Also war das wohl nicht ganz falsch, ich hatte nur
irgendwie das Gefühl, ich hätte das nicht gesollt.....naja das werde ich eines Tages vielleicht auch
noch besser verstehen. Was erwünscht und was verboten ist. Ich habe sie dann ganz lieb angeschaut
und sie war meinem Charme wieder verfallen. Alles gut.

Tag 18:
Heute sind wir wieder zu Hause. Den ganzen Tag. Und ich wollte bei dem nassen ollen Wetter
eigentlich auch gar nicht wirklich raus....musste aber dringend. Und es gab einen Triumph!! Das
Mädchen von nebenan ist anscheinend ab und zu hier für ein paar Stunden zu Besuch, so auch
heute. Und sie liebt mich!! Was für ein tolles Gefühl! Wir haben das erste Mal gespielt, sie konnte
gar nicht genug bekommen, die kleine Schnecke. Und jaaaa, sie riecht immer noch so
gut.....jaaa....ich durfte ihr näherkommen....jetzt sag ich lieber nix mehr, das ist mir zu persönlich.
Heute kommen die anderen beiden zurück sagt die Chefin. Freue mich schon darauf! Ich bekomme
hier soviel Liebe und Zuwendung, wo waren die denn bloß alle vorher? Ich habe doch schon so
lange auf sie gewartet!
Ich bin glücklich! Und meine Menschen riechen auch nach Glück und Freude, wenn sie mich ansehen
und streicheln.

Hier gehe ich nie mehr weg!!
Danke White Paw und allen, die mir geholfen haben, dieses Zuhause zu finden!!!

Euer Plombir/Toffee