Umas Tagebuch

Hallo ihr Lieben, hier ist die Uma.

 

Ich komme aus der Ukraine und lebe jetzt in einer Pflegestelle im Nordschwarzwald.

Hier gefällt es mir sehr gut, aber natürlich wünsche ich mir auch endlich mein Zuhause-für-immer zu finden.

Ich warte schon sehr lange und es ist auch nicht so, dass keiner nach mir fragt. Nur müssen meine Menschen und meine Umgebung ja auch richtig gut zu mir passen und das scheint gar nicht so einfach zu sein.

Mein Pflegefrauchen und White Paw haben sich viel Mühe gegeben mich zu beschreiben, aber ich glaube, so richtig verstehen kann man mich nur, wenn man mich mal durch meinen Alltag begleitet und und so kam mir die Idee, euch immer mal wieder zu erzählen, was und wie ich etwas erlebt habe.

Mein altes Leben

Bevor ich aber über mein aktuelles Leben schreibe, möchte ich mit euch eine kleine Reise in meine Vergangenheit machen. Auch wenn das sehr schwer für mich ist und ich diese Zeit am liebsten vergessen würde. Aber sie gehört zu mir und prägt mich bis heute und deshalb ist es wichtig für euch, etwas darüber zu erfahren.

Ich kam in einem Randbezirk von Kiew zur Welt, meine Mama hatte kein Zuhause und keine Menschen, die sich um sie gekümmert haben. In unserem Gebiet gab es kaum Wohnhäuser, nur Garagen und Lagerräume. Viele Streuner leben dort, weil sie sich dort sicherer fühlen als in Wohngebieten. Tagsüber haben wir uns versteckt und abends wenn die Leute weg waren, sind wir herumgelaufen um Futter zu suchen. Es gab wenig Nahrung für uns und wir hatten kaum Schutz vor Kälte. Und leider waren wir auch nicht sicher dort, aber das habe ich erst später verstanden. Als es für alle meine Lieben zu spät war.

Ich weiß jetzt, dass wir herrenlosen Hunde in regelmäßigen Abständen getötet werden, wenn es zu viele von uns gibt und ich musste erleben, wie meine Geschwister und meine Mutter getötet wurden. Danach war nichts mehr wie früher.

Ich werde die Panik und Traurigkeit danach nie vergessen. Ich war alleine und auf mich gestellt und die Angst war mein ständiger Begleiter. Manchmal hatte ich gar keine Kraft mehr zu kämpfen.

Ab und zu ist eine Frau zu uns gekommen, die sich um Straßenhunde wie mich kümmert. Sie war nett zu mir und sie hat mir Futter gebracht. Aber die meisten anderen Menschen haben mich verjagt, nach mir getreten, Steine geworfen und ich weiß, wozu einige von ihnen noch fähig sind. Deshalb habe ich gelernt, sehr vorsichtig zu sein und niemandem zu vertrauen, den ich nicht genau kenne.

Die Frau hat versucht eine Familie zu finden, die mich adoptiert, aber der Winter kam näher und ich hatte kein Zuhause in Aussicht. Als wieder Hunde getötet wurden, hat die Frau mich in eine Garage gebracht, damit ich sicher vor Gewalt und Kälte bin. Sie ist jeden Tag zu mir gekommen und hat mich gefüttert, das war immer der schönste Moment des tages, aber ansonsten war ich sehr einsam in dieser Zeit.


Meine Reise nach Deutschland

Irgendwann, die Zeit kam mir endlos vor, ist die nette Frau ganz aufgeregt schon früh am Morgen zu mir gekommen und hhat gesagt "Uma, du darfst heute nach Deutschland reisen und alles wird gut". Ich war sehr aufgeregt. Ich bin noch nie so lange Auto gefahren und um mich herum saßen andere fremde Hunde, die auch sehr aufgeregt waren.

In Deutschland haben mich dann eine Frau und ein Mann abgeholt und mich in der Box in ihr Haus getragen. Ich war noch nie in einem Haus und ich hatte Angst vor allem und ich habe mir einfach aus tiefstem Herzen gewünscht, dass diese Menschen nett zu mir sind, denn ich würde keine Chance haben wegzulaufen.

Die Menschen waren ganz lieb zu mir,  sie haben ganz ruhig mit mir geredet und mir alles gezeigt, aber mich nicht bedrängt. Eine andere Hündin war auch da und sie schien sich sehr wohl zu fühlen, das hat mir zusätzlich Mut gemacht. 

Weil alles so fremd und neu war und diese drei Lebewesen so viel Sicherheit ausgestrahlten, hab ich schnell meine Angst verloren und ihnen bald tief vertraut.


Meine erste Zeit in Deutschland

Die ersten Wochen und Monate waren turbulent. Ich war immer noch so aufgeregt von all den Eindrücken, dass ich mich gar nicht so richtig entspannen konnte, obwohl meine Pflegefamilie alles getan hat um mir die Eingewöhnung so leicht wie möglich zu machen.

Aber ich musste ja so viel lernen. Zum Beispiel alleine zu bleiben, obwohl ich doch jetzt meine Menschen so gerne bei mir hatte. Das ist schon schwer zu verstehen für einen kleinen Hund. Aber ich habe es geschafft und viele andere Dinge auch, z.B. an der Leine zu laufen oder ohne mich aufzuregen Touren mit dem Auto zu machen. Ich hab mich an komische Geräusche im Haus gewöhnt wie Stimmen aus einem Fernseher oder den Krach des Müllwagens vor der Haustür.

Was mir aber bis heute schwer fällt, ist die Begegnung mit Fremden. Ich habe eben früh die Erfahrung gemacht, dass es gute und schlechte Menschen gibt. Und ich weiß es auch immer noch nicht einzuordnen, wenn Leute auf mich zulaufen. Das finde ich auch bei Hunden unheimlich, obwohl ich ja Hunde eigentlich total mag, aber nicht, wenn ich die gar nicht kenne.

Naja und diese Situationen trainieren wir jetzt gemeinsam.





August 18
Normalerweise schlafe ich jede Nacht in meiner heißgeliebten Box. Aber heute hat es gewittert und das finde ich sehr unheimlich und dann fühle ich mich im Badezimmer am sichersten.

Ich darf mich dann dort breitmachen und mein Pflegefraule bringt mir mein Lieblingskissen.

Elfie hat zwar keine Angst, aber sie kam immer wieder und hat mir Gesellschaft geleistet. Zugegeben, für die Menschen bleibt dann nicht mehr viel Platz, aber vielleicht gibt es in meinem neuen Zuhause ja mehr geflieste Liegefläche (dürfte bei dem Minibad hier nicht allzu schwierig sein), dann könnte ich das so weitermachen, das hilft mir nämlich sehr.
Ich versuche jetzt mal zu schlafen...