Berichte aus Kiew

Ukrainebesuch Oktober 2017

Teil 1 Pensionszwinger Kiew

Gleich die erste Station unseres Besuchs in der Ukraine war ein Pensionszwinger in Kiew, in dem einige der ehemaligen Streuner untergebracht sind und dort sehnsüchtig auf ihre Vermittlung nach Deutschland warten.

Leider gibt es in der Ukraine so gut wie keine Pflegstellen, wie wir sie in Deutschland kennen und die ukrainischen Pensionen haben wenig mit den deutschen gemein. Der pensionszwinger sollte nur eine kurze Zwischenstation sein um die Hunde ausreisefertig zu machen, aber leider warten fast alle unsere Schützlinge schon sehr lange.

Die 3 Jahre alte schwarze Schönheit Juli wäre eine wunderbare Begleiterin, wenn sie eine Chance bekommen würde. Sie ist zurückhaltend, vorsichtig und ruhig, aber nicht ängstlich.

Die kleine Nori ist recht selbstbewusst und aktiv. Sie hatte schon immer ihren eigenen Kopf und hat es sogar mal geschafft aus der Klinik auszubüchsen, wo sie untergebracht wurdem nachdem sie Gift gefressen hat. Damals haben wir sehr um ihr Leben gebangt und es ist immer schön, sie herumflitzen zu sehen.

Palma ist ängstlicher und braucht Menschen, die ihr Zeit geben, um zu vertrauen. Auch sie war schwer krank und ist wieder ganz fit.

Grey ist ein Sonnenschein, er liebt Menschen und möchte am liebsten jedem auf den Schoß klettern. Es gab auch gleich ganz viele Küsschen für uns. Grey wurde aus einer schlechten Haltung befreit, hat es aber gut weggesteckt und seinen Optimismus behalten.

Die hellbeige wunderschöne Dina ist kleiner als sie auf den Fotos wirkt und sehr menschenbezogen. Auch sie wartet schon lange und leidet enorm.Sie hat sich so gefreut aus dem Zwinger zu kommen und begrüßte alle freudig.

Nika, Mira und Atos sind unsere Sorgenhunde, da alle drei sehr ängstlich sind und bisher vergeblich auf eine Chance warten. Sehr gefreut haben wir uns über Atos Gesundheitszustand, bei unserem letzen Besuch litt er unter starker Demodex, die mittlerweile behandelt und vollständig geheilt ist.

Dascha ist unser letzter Neuzugang. Sie wurde an einer Hauptstraße in Kiew gefunden und hätte den Winter wohl nicht überleben können. Sie erinnert uns sehr an den wundervollen Friend, der bereits in Deutschland glücklich vermittelt ist.

Alle Hunde waren in einem guten körperlichen Zustand, aber man merkt ihnen die lange Zeit im Zwinger an.

Wir hoffen sehr, dass sie bald von ihren Menschen gesehen werden.

Unser herzlicher Dank gilt allen Pensionspaten, die helfen, dass die Hunde in Sicherheit leben und medizinisch versorgt werden können.


Teil 2 Städtische Tierklinik

Zweite Station war die städtische Tierklinik in Kiew, wo seit mittlerweile fast 4 jahren die querschnittsgelähmte Rada untergebracht ist und die wir schon genauso lange in der Vermittlung haben. Es sollte ein ganz besonderer Besuch sein, auf den wir uns sehr gefreut haben, denn wir hatten eine wunderschöne Nachricht im Gepäck: Eine Zuhause für Rada in Deutschland.

Die städtische Klinik kümmert sich um viele Streuner, die in privaten Kliniken abgelehnt werden. Die Bedingungen und medizinische Versorgung ist sicher nicht optimal, aber Ärzte und Pfleger sind bemüht und man merkt, dass die Hunde sie mögen. Durch eure Patenschaften konnten wir Rada immer wieder unterstützen und z.B. eine spezielle orthopädische Matratze kaufen, die im hinteren Bereich des Zwingers zu sehen ist. Rada ist ziemlich pummelig geworden, was kein Wunder ist bei wenig Bewegung. Sie passt auch nicht mehr in ihren Rollstuhl, aber bald wird sich das alles ändern.

Leider war beim Blick in den Zwinger meine Freude über ihre Vermittlung doch etwas getrübt, denn ich sah die kleine ebenfalls gelähmte Liza neben ihr sitzen. Liza hatten wir schon vor zwei Jahren in der Klinik kennengelernt und gehofft, sie habe inzwischen ein Zuhause in der Ukraine gefunden. Eine sehr optimistischer Gedanke, denn gelähmte Hunde haben dort so gut wie keine Chance. Rada und Liza sind ganz enge Freundinnen und so ließen wir beide nach draußen holen. Rada im Rutschsack und Liza flitzte in ihrem ihrem Rolli, mit dem sie gleich über das Gelände flitzte. Beide Hündinnen sind total lieb und zutraulich. Es gab viele Streicheleinheiten und leckere Mitbringsel, wir haben die gemeinsame Zeit alle sehr genossen.

Unsere Aufgaben sind klar: Eine Spendenaktion für Rada um ihr einen passenden Rolli bauen zu lassen und ein Zuhause für Liza finden. Sie wird Rada sehr vermissen.


Teil 3 Streuner

Wir hatten ein ein sehr straffes Programm, so dass wir dieses Mal nicht zu den Streunergebieten in den Randgebieten fahren konnten. Man sieht die Hunde dort auch nur in der Morgen- und Abenddämmerung, ansonsten halten sie sich versteckt.

Streuner findet man natürlich trotzdem überall in und um Kiew, aber eher einzelne Tiere. Manche davon sind recht zutraulich, andere sieht man nur kurz von einem Versteck ins nächste huschen.

Auf dem Weg ins Gostomel haben wir einen Abstecher zu dem verfallenen Haus gemacht, wo Sirko mit seiner Hundegruppe lebte. Jetzt wird das Haus renoviert und man hat die Hunde vom Grundstück verjagt. "Unsere" Larissa lebt nicht mehr, der Rest der Gruppe hat keine Versteckmöglichkeit und keinen Kälteschutz mehr.

Bis zum Winter werden wir dort Hundehütten aufstellen lassen, eine Anwohnerin zeigte uns einen geeigneten Platz. Sie kannte auch Sirko gut und amüsierte sich sehr, als wir ihr erzählten, wie er sein Leben bei seiner deutschen Familie genießt und gerne heimlich auf dem Sofa liegt, wenn seine Menschen bei der Arbeit sind.

Sirko wird uns immer daran erinnern, dass auch Hunde, die Jahre auf der Straße gelebt haben und Angst vor Menschen hatten, glückliche Familienhunde werden können.


Teil 4 Besuch bei Asa in der Klinik

Asas Geschichte vor ein paar Wochen hat uns alle sehr geschockt. Das junge Streunermädchen war sehr zutraulich und wurde von Arbeitern einer Baustelle gefüttert und diese wurden dann auch Zeugen, als sie von einem vorbeilaufender Passant mit solcher Brutalität und voller Absicht getreten hat, dass ihr Vorderlauf brach.

Asa wurde zunächst in die städtische Klinik gebracht, wo sie operiert wurde, aber der Bruch war kompliziert, das Ergebnis nicht zufriedenstellend und dann entzündete sich auch noch die Wunde. Nach vielem Hin und Her ließen wir die Hündin in einer anderen Klinik nachoperieren. Die Kosten waren höher, aber es war die richtige Entscheidung. Es geht ihr jetzt endlich wieder gut. Aktuell wurde die Platte entfernt. Die Ärzte sind sehr zufrieden, sie wird wieder ganz normal rennen können und der betroffene Vorderlauf ist auch nicht verkürzt.

Wir sind sehr glücklich und Asa erst - auch wenn es auf den Fotos nicht so deutlich ist. Sie findet Kameras komisch, ist aber ansonsten ein total fröhlicher und gut gelaunter Hund. Dieser Tierquäler hat Asa viel Leid angetan, aber er konnte ihr nicht ihren Mut, ihre Hoffnung und ihre Fröhlichkeit nehmen.

Asa ist verspielt, verschmust, zutraulich, verträglich, kinderlieb und sehr charmant und klug. Jetzt muss sich nur noch jemand in sie verlieben.


Februar 2017 Zu den aktuellen Hundetötungen in der Ukraine:
Wir haben in den letzten Tagen recherchiert und am Wochenende mit Asia Serpinskay und anderen Tierschützern vor Ort telefoniert.
Es ist richtig, dass im Bereich des Veranstaltungsortes für den ESC vermehrt Streuner getötet wurden. Wir haben darüber berichtet, auch weil wir dort einige Futterstellen betreuen, die Hunde kennen und helfen müssen.
Es gibt jedoch KEINEN offiziellen Auftrag der Stadt Kiew Streuner zu töten und es gibt auch KEINE Massentötungen wie im Vorfeld der EM 2012. Leider kursiert diese Gerücht derzeit im Netz.
Die Doghunter agieren eigenmächtig, wie auch in den vergangenen Jahren. Wir haben immer wieder berichtet, nur hat es kaum jemanden interessiert.
Die Stadt hat in Kooperation mit den Tierkliniken in Kiew seit 2012 die Kastrationsprojekte ausgebaut. Das Töten von Streunern ist verboten. Zum ersten Mal seit Bestehen des Gostomel Shelter hat Asia durch Klitschko eine finanzielle Unterstützung durch die Stadt erhalten und es gibt immer wieder Treffen von Klitschko bzw. seinen Assistenten mit den lokalen Tierschützern.
Es steht außer Frage, das dies alles nur ein Anfang ist. Asia sagte selbst: "Die alte Regierung hat viele Probleme hinterlassen, die Klitschko zuerst lösen muss." Die Gesetze sind da, aber die strafrechtliche Verfolgung schwierig, weil es an Beweisen feht und die Anzeigen der Tierschützer meist im Sande verlaufen. In der Dunkelheit können Doghunter Tiere erschießen, jeder kann Gift auslegen, der sich von den Tieren gestört fühlt.
Die Streunerproblematik muss langfristig angegangen werden, die Veränderung muss in den Köpfen der Menschen geschehen, welche ihre Haustiere nicht kastrieren und aussetzen. Dafür müssen wir weiter die lokale Tierschutzarbeit unterstützen. Wir sind am Anfang, aber wir sind auf dem richtigen Weg.


Interview mit Asia Serpinskaya - Leiterin des Tierheim Gostomel und Präsidentin des Ukrainischen Tierschutzverband AZOU am 03.02.2017

Anfang Februar 2017 haben wir ein Telefoninterview mit Asia geführt, in dem wir sie u.a. zur aktuellen Situation der Streuner in Kiew und ihrer Einschätzung zu Herrn Kitschko befragt haben.

White Paw: Liebe Asia, in deinem Tierheim Gostomel für fast 1000 Tiere arbeiten nur wenige festangestellte Arbeiter, ansonsten helfen Volontäre bei der Versorgung der Tiere. Trotz dieser knappen Besetzung ist es sauber, der Umgang ist friedlich, die Hunde sind entspannt. Wie schaffst du das?

 

Asia: Im Tierheim arbeiten 5 Personen. Es ist sehr schwer Mitarbeiter zu finden, die tierlieb und verantwortungsbewußt sind.
Ich habe
keine Möglichkeit hohe Gehälter zu zahlen. Zum Beispiel ging heute ein Arbeiter in Urlaub, ein zweiter hat sich krank gemeldet und einer ist nicht erschienen. Also arbeitete ich heute den ganzen Tag alleine mit einem einzigen Mitarbeiter.
Im Tierheim leben 800 Hunde und 200 Katzen. Es gibt Volontäre, die hin und wieder ins Tierheim kommen um einfache Arbeiten zu verrichten, aber es sind nur ein paar wenige. Ich bin jeden Tag im Tierheim und arbeite selbst sehr viel. Ich weiß, dass die Tiere nicht nur Futter und saubere Zwinger brauchen, sondern auch Aufmerksamkeit. Leider ist dies bei der Menge an Tieren nicht ausreichend möglich.

 

White Paw: Was gelingt Dir besser/anders als den Kollegen, die z.B. das staatliche Tierheim Borodjanka in Kiew geleitet haben

 

Asia:In Borodyanka arbeiteten damals nur verantwortungslose Menschen, die keinerlei Empathie für Tiere hatten.

Im Tierheim Gostomel versuchen wir alles, damit es den Tieren gut geht. Wir bemühen uns um qualitativ hochwertiges Futter, was täglich frisch gekocht wird. Wir kümmern uns darum, dass die Katzen es im Winter warm haben. Mein Mann hackt Unmengen von Holz, um im Winter die Öfen der Katzenzimmer beheizen zu können. Und wir haben eine Tierärztin, die regelmäßig ins Tierheim kommt.

 

White Paw: Kannst du dir erklären, wieso 90 Menschen (die Angestellten dieses Heimes) sich so schlecht gegenüber Tieren verhalten haben sollen, dass Herr Klitschko das Heim in Borodjanka als das ‚Auschwitz‘ für Hunde bezeichnete? 

 

Asia: Sie haben die Hunde nicht schlecht behandelt, das heißt, sie haben sie nicht geschlagen oder mißhandelt. Sie haben einfach nicht für normale, tiergerechte Bedingungen gesorgt. Das waren Menschen, die überhaupt nichts mit Tierschutz zu tun hatten und niemand hat sie kontrolliert.

 

White Paw: Konntest du Herrn Klitschko dabei hilfreich beraten, ein Tierheim richtig zu führen?

 

Asia:Herr Klitschko wollte ein neues Tierheim bauen und die Hunde aus Borodyanka in die drei größten vorhandenen Tierheime in Kiew verteilen. Aber einige der Kiewer Volontäre waren dagegen. Sie schrieben einen Brief an Klitschko mit der Bitte das Tierheim Borodyanka zu erhalten und es zu verbessern.  Ich selbst war dagegen, denn Borodyanka ist 60 km von Kiew entfernt, das macht regelmäßige Kontrollen sehr schwierig. Klitschko konnte die Bitte der Volontäre nicht abschlagen und hat das Tierheim in Borodianka aufrecht erhalten. Ich weiß nicht, ob Klitschko tatsächlich ein neues Tierheim gebaut hätte, wenn man Borodjanka geschlossen hätte. Die aktuelle Situation in Kiew ist sehr schwierig. Die alte Regierung hat viele Probleme hinterlassen, die er zuerst lösen muss.

 

White Paw:Hat sich denn Herr Klitschko als Kiewer Bürgermeister deinem Tierheim gegenüber kenntlich gezeigt? Dir auch geholfen?

 

Asia: Zum ersten Mal in 15 Jahren bekam unser Tierheim Unterstützung von den Behörden. Im Jahr 2015 hat uns Klitschko 150 000 UAH zugeteilt. Im Jahr 2016 - 200 000 UAH.
Mit diesem Geld haben wir Futter gekauft und einige Zwinger repariert.

 

White Paw: Wie ist dein persönlicher Eindruck von Herrn Klitschko? Wie schätzt du ihn ein? Hält er Wort?

Asia: Ich habe eine sehr positive Meinung über ihn und seinen Bruder. Ich glaube, es sind anständige Menschen und wer die Situation in der Ukraine kennt, weiß, dass viele Neuerungen nicht einfach durchzusetzen sind, weil die Regierung eine Menge Arbeit hat und alte Löcher stopfen muss, die ihnen die vorherige Regierung hinterlassen hat.

 

White Paw: Viele Menschen befürchten erneute Massentötungen von Streunern im Rahmen des Eurovision Songcontestes, wie damals zu den Fußballeuropameisterschaften. Wie schätzt du die Situation ein? 

Asia: Mit den Morden an Streunern haben die Behörden nichts zu tun. Die Hunde werden von Doghuntern eigenmächtig getötet. Unser Problem ist, dass wir die Täter nicht bestrafen können. Wenn wir eine Anzeige bei der Polizei einreichen, haben wir keine ausreichenden Beweise. Die Hunde laufen überall frei auf der Straße, vorbei an Tausenden Passanten und jeder kann Gift auslegen. Am Abend in der Dunkelheit wird auf sie geschossen. Wir können nicht an jeder Ecke Polizisten postieren, um die Hunde zu schützen.

Unsere Aufgabe ist es, dafür zu kämpfen, dass Hunde gar nicht erst auf der Straße leben müssen.

White Paw: Neben der Leitung des Tierheims kämpfst du auch landesweit für die Rechte der Straßentiere. Du bist Vorstand der landesweiten Tierschutzvereinigung in der Ukraine und in ständigem Austausch mit Politik und Behörden. In Schulen und Kindergärten klärst du auf und du unterstützt öffentliche Proteste. Was konntest du seither erreichen? Was sind deine größten Erfolge?

 

Asia: Ich arbeite mit vielen anderen Organisationen zusammen. Ich liebe meine Arbeit im Tierheim, aber das genügt nicht - die mindestens genauso wichtige Tierschutzarbeit besteht darin, die Menschen aufzuklären. Zum Beispiel wurde auf dem letzten Kongress des Tierschutzverbandes ein Projekt entwickelt um mobile Zirkusse in der Ukraine zu verbieten. In solchen Zirkussen werden z.B. Bären in viel zu kleinen Käfigen transportiert, die Tiere können dort weder stehen noch sich umdrehen.  Zusammen mit anderen Tierschützern leite ich solche Projekte an die Behörden weiter, damit sie in die Gesetzgebung aufgenommen werden. Wir haben uns bereits erfolgreich gegen den Einsatz von Wildtieren zu Zwecken der Ausbildung von Jagdhunden eingesetzt. In solchen Ausbildungsstätten wurden Wildtiere ( Füchse, Hasen, Wildschweine) an einen Baum gebunden. Vorher hat man ihnen Zähne und Klauen entfernt, dann werden die Hunde auf sie gehetzt. Inzwischen gibt es das nicht mehr in der Ukraine. Ebenso appellierte ich an Klitschko das Delphinarium zu verbieten. Wir gewannen zwei Gerichtsverfahren gegen das Delfinarium Nemo.
Die wichtigste Aufgabe unserer heutigen Zeit ist ein gesetzliches Verbot Haustiere auszusetzen zu schaffen und eine Kastrationspflicht für alle Haustiere, die keine Zuchtlizenz besitzen.  Die Arbeit der Tierschützer, welche die Tiere von der Straße holen, sie kastrieren, vermitteln und  medizinisch behandeln, wird nie aufhören, solange Menschen ihre Haustiere nicht kastrieren und sie permanent aussetzen. Es ist wichtig heute an die Tiere zu denken, die morgen auf der Straße landen. Menschen, die Tieren gegenüber verantwortungslos handeln, müssen zur Rechenschaft gezogen werden. 

 

Viele Menschen in der Ukraine behandeln Tiere schlecht, sie denken nicht, dass Tierquälerei ein Verbrechen ist. Diese Haltung besteht seit Jahrhunderten und es bedarf vieler Jahre um sie zu verändern. Dafür sind Strafen und Aufklärungsarbeit nötig. Daran arbeiten wir und arbeiten eng landesweit mit Tierschützern zusammen.

 

 

 

 

White Paw: Hat sich seit der EM das Verhalten/die Aufmerksamkeit gegenüber schutzlosen Tieren verbessert? Haben sich Menschen langsam zum Positiven verändert?

 

 

Asia: Es hat sich nichts geändert. Die meisten Menschen wollen keine Tiere auf der Straße. Wir haben vor kurzem eine Umfrage gemacht, mit dem Ergebnis, dass die meisten Menschen sich von den Tieren gestört fühlen und sie nicht in ihren Straßen und Höfen haben wollen.

 

 

 

 

White Paw:Wie sieht es mit den jungen Ukrainern aus? Ändert sich bei Ihnen etwas in Richtung mehr Schutz für unsere Mitgeschöpfe?

 

Asia:Es gibt jetzt eine Menge von jungen Tierschützern, die Tiere von der Straße holen, sie medizinisch behandeln lassen und versuchen sie zu vermitteln. Aber es ist schwierig ein Zuhause für sie in der Ukraine zu finden. Die Menschen hier wissen nur teuere und reinrassige Tiere zu schätzen.
Fast alle Tiere werden kastriert und wieder auf die Straße gelassen. Aber dort sterben sie schnell durch Doghunter oder fahrende Autos.
N
ach der EM 2012 wurden sehr viele Hunde kastriert. Ein halbes Jahr später gab es keinen Einzigen mehr von ihnen auf der Straße, alle wurden getötet.

 

 

 

White Paw: Was lässt dich nicht verzweifeln an den oft schlimmen Zuständen gegenüber Tieren? Wie motivierst du dich, weiterzumachen?

 

Asia: Ich versetze mich in die Lage eines Straßenhundes. Wenn er ganz alleine und hungrig in der Kälte sitzt und Tausende von Menschen vorbeilaufen und niemanden interessiert es. Ich kann es nicht ignorieren oder vorbeilaufen.
Mich motivieren die geretteten und vermittelten Hunde. Mein Glück liegt in dem Glück der Tiere.

 

White Paw:Vielen Dank, Asia, für dieses Interview, wir unterstützen deine Arbeit weiterhin mit aller Kraft.

 

Danke an Kateryna und Lydia für die Übersetzung

 

 



Besuch von Klitschko in einem städtischen Tierheim und in Asias Tierheim Gostomel im Januar 2015

Zur Erinnerung:

Im Interview befragen wir Asia zu dem städtischen Shelter, der Im Video zu sehen ist und was nach dem Treffen mit Klitschko passiert ist.

Am Anfang sind Klitschko und die Begleiter in dem städtischen Tierheim und er spricht dem Direktor seine Entlassung aus. Er fragt ihn vorher, ob er leugnet, dass dort so eine Unordnung herrscht, der Direktor sagt, nein er leugnet nicht. Dann sagt Klitschko: Diese Arbeit muss jemand machen, der ein Herz für Tiere hat und ab sofort sind Sie nicht mehr Direktor dieses Tierheimes. Dann bei Asia im Tierheim telefoniert er mit jemandem und erzählt ungläubig, dass hier 1200 Tiere unter sehr guten Bedingungen leben und von ganzen 4!!! Menschen versorgt werden. Draußen vor der Tür wiederholt er das nochmal, dass über 1000 Tiere von nur 4 Menschen versorgt werden. Die Hunde wären "kugelig" und das nicht vor Hunger, sagt er lachend. Zum Schluss meint er zu Asia: Wir sprechen uns noch und.....



Bericht einer Volontärin aus Kiew 18.01.2017
"Ich bin ständig am Kastrieren, am Aufpäppeln und am Vermitteln von Hunden und Katzen. Katzen haben es nicht leichter als Hunde. Die Keller der Hochhäuser werden jeden Tag irgendwo zugenagelt, Pestizide werden versprüht und die Katzen in die Kälte getrieben. Wir schreiben ständig Beschwerden, holen die Katzen von der Straße und behandeln alle, die wir schaffen. Viele Katzen sterben, viele sind krank. In 3 Monaten haben wir 31 Katzen kastriert und 18 davon von der Straße geholt.

Jetzt zu den Hunden: Dani, ich schickte Dir ein Foto des Hundes mit einem Durchschuß der Wirbelsäule, den wir nicht retten konnten. Auf diesem Territorium wurden in den letzten 2 Monaten 4 Hündinnen (Muttis) und 4 Welpen vergiftet und erschossen. Welpen blieben ohne Mütter, viele von ihnen starben. Am 31. Dezember ging ich hin um die Hunde zu füttern und vor meiner Ankunft am Nachmittag wurde die Mutter des Hundes mit dem Durchschuß der Wirbelsäuse erschossen.

Am 3. Januar wurde der rote Welpe erschossen, 2,5 Monate alt. Am 29. Dezember habe ich einen der Welpen mit nach hause genommen, es ging ihm schlecht. Am 10. Januar starb er. Ich habe die ganze Zeit um sein Leben gekämpft und konnte doch nicht helfen.

In der Stadt werden z.Z. schrecklich viele Hunde erschossen und vergiftet. Wir machen Anzeigen bei der Polizei, wir wissen wer das macht, aber niemand unternimmt etwas. Wir haben mit anderen Volontären fast alle Welpen aufgenommen, alle dort verbliebenen Hunde sind kastriert. Dani, ich flehe Euch an, nehmt bitte Hunde zu Euch. Es ist ein Horror, den wir hier durchleben, das ist kaum zu ertragen. Da sind die Hunde von dem Parkplatz, die du kennst. Der Rüde wurde schon einmal vergiftet, wir haben ihn gerade noch gerettet. Dann wurde er von einer Zecke gebissen, wir haben ihn wieder gerettet. An Sylvester wurden überall Feuerwerke gezünden und er ist für 4 Tage verschwunden. Wir suchten ihn überall. An diesem Parkplatz arbeiten nur Säufer. Nach ihrer Schicht, gehen sie 6 km zu Fuß nach Hause, über befahrene Straßen, die Hunde laufen ihnen hinterher. Und dort lassen sie sie einfach auf der Straße. Und die Hunde laufen alleine zurück, dabei sind sie nicht mal ein Jahr alt.
Ich schicke Dir einen Link von der Website der Doghunter. Das ist das Gebäude, in dem der Eurovision Song Contest im Frühjahr 2017 veranstaltet wird. Und die Doghunter vernichten alle Hunde drumherum. Eine Hundegruppe, die wir versorgen, lebt ca. 5 Gehminuten Gehweg von diesem Gebäude entfernt. Sie sind in großer Gefahr. Dani, der Rüde ist sehr einfach zu vermitteln, er ist 10 Monate alt, er ist sehr freundlich, läuft brav an der Leine. Er ist geimpft und kastriert, keine Parasiten. Bitte lasst ihn bald fahren. Ich bin so müde von allem, ich weiß nicht, was ich noch tun soll. Es ist sehr schwer und traurig für die Tiere."


02.07.2015

"Sie haben die Hunde mit Tabletten vergiftet, die man gegen Tuberkulose einsetzt, Tubasid, man bekommt sie ohne Rezept. Die Hunde sterben schnell unter großen Schmerzen, es gab viele Zeugen dafür, aber die Polizei verfolgte die Strafanzeigen nicht. 

Geld, das für Tierheime und Kastrationsprojekte zugeteilt war, wurde unterschlagen.

Wir haben ein Gesetz, aber es ist schlecht. Selbst wenn man etwas beweisen kann, gibt es für die schrecklichsten Taten nur 6 Monate Gefängnis, aber das wird so gut wie nie durchgesetzt.

Die Doghunterseite, die niemand löscht, ist in Litauen registriert.
Wir gehen durch viele Instanzen, veranstalten Demonstrationen, haben uns mit dem Vertreter des Bürgermeisters getroffen.
Inzwischen agiert die Polizei etwas besser.
Sie nehmen die Verfahren auf und fotografieren die toten Hunde. Die Reporter, die wir damals dazu gerufen haben, machten alles öffentlich.
Auch viele Hunde, die ein Zuhause haben, sind vor den Augen der Besitzer und sogar der Kinder vergiftet worden......."


15.Mai 2015

"Wir sind z.Z. sehr eingespannt, wir kastrieren massenweise Hunde und holen Welpen von der Straße. In den letzten Monaten haben wir mehr als 50 Welpen vermittelt.
Wir möchten erreichen, dass auf dem Gelände, das Melanie und Dani besucht haben, keine Welpen mehr gibt und die restlichen Hunde füttern wir und versorgen sie medizinisch.
Den freundlichen "Dobrynja" hole ich ab und werde ihn kastrieren lassen.
Das größte Problem sind die die 2 Hunde, sie sind zwischen 6-8 Monate alt. Sie haben überhaupt keine Zukunft. Vielleicht kann sie jemand aufnehmen. Es waren 4 Welpen. Einen hat ein Auto überfahren, ein anderer wurde vergiftet. Die zwei verbliebenen sind sehr dünn, im Winter habe ich ihnen Hütten hingestellt und habe sie entwurmt. Vor Kurzem erblindete das Mädchen, aber es gelang uns, die Sehkraft wieder herzustellen.
In Kiew und Umgebung werden schrecklich viele Hunde vergiftet.
An Ostern wurde ein Tierheim angezündet, 70 Hunde sind verbrannt. Dann hat man ein zweites versucht anzuzünden, aber man hat das Feuer noch löschen können. Es ist alles so furchtbar. Danke Euch für alles.
Wir sind für jede Art von Hilfe sehr dankbar"


http://kp.ua/kiev/520639-v-kyeve-dohkhantery-streliauit-v-sobak-priamo-sredy-dnia

In Kiew erschießen Doghunter Hunde mitten am Tag.

Die Mörder suchen sich liebe, freundliche Hunde aus und töten sie.
Im Kiewer Stadtteil Goloseevsk wurde eine kleine Straßenhündin tot aufgefunden, die von Tierschützern gefüttert wurde. Alle liebten sie für ihr besonders liebes und freundliches Wesen.

- Am Abend ging ich in den Wald in der Nähe des Industriegebietes, wo unsere Schützlinge leben um sie zu füttern. Einer der Hunde kam auf mich zu. Er fing an zu jammern und tat, als ob er mich rufen würde - erzählt Marina aus Kiew. - So führte er mich zu Masik. Durch die Art der Wunden die ein Militärexperte untersucht hat, wurde uns erklärt, dass auf den Hünd 3 Mal direkt von vorne geschossen wurde. Und dann hat man ihn mit dem Gewehrlauf vollends erschlagen. Marina sagte, dass der fuchsfarbige Hund bei ihnen im Hof geboren wurde, er hatte keine Angst vor Menschen und war bereits kastriert.

- Ich habe die Polizei vor Ort gerufen, habe eine Anzeige gemacht. Die Fakten wurden aufgenommen. Aber die Polizisten sagten, dass jetzt niemand Zeit hat sich darum zu kümmern, zu viele Entlassungen und Re-Zertifizierungen, - sagt sie. Sie bat die Polizei, den Ort, wo Masik getötet wurde nicht zu nennen, um die anderen Hunde nicht in Gefahr zu bringen. Die Doghunter spionieren alle Informationen aus um alle noch lebenden Hunde zu finden und sie zu töten.
- In den letzten paar Monaten wurden in unserer Nachbarschaft Dutzende von Tieren durch Unmenschen getötet. Alle waren kastriert und geimpft, - sagt Marina.

Laut Tierschützern Svetlana Bessmertnaja, gehen die Doghunter in letzter Zeit besonders grausam vor.
- Sie töten Tiere mitten am Tag. Oft suchen sie sich dafür Feiertage aus, einschließlich christlicher Feiertage, sagt die Tierschützerin. - Vor kurzem wurden in Trojeshina 15 Hunde getötet. Einer der überlebenden Welpen hatte gebrochene Beine... Im Frühjahr, am 8. März in der Nähe der Station Borschagivska wurden 30 Hunde getötet. Alle starben an Schusswunden. Im Spätsommer, in der Nähe vom Tierheim Borodyanka fanden die Tierschützer zwei erschossene Hunde, die zufällig aus den Zwingern nach draußen gelangt sind.

Dies sind nur die Fälle, die öffentlich gemacht worden sind. Tatsächlich sind in Kiew sehr viel mehr Hunde von Mördern getötet worden, sagt Svetlana. Die Tötungen finden auf offenen Straßen statt, wo sich Menschen befinden und Mütter mit Kindern spazieren gehen. Keiner der Sadisten wurde gefunden oder bestraft.