Bei einem unserer Besuche in der Ukraine im Januar 2016 lernten wir Sammy kennen.
Er war damals seit ein paar Wochen in der Klinik. Tierschützer hatten ihn schwerverletzt von der Straße geholt, ein Auto hatte ihn angefahren und er konnte nicht mehr aufstehen. In der Klinik behandelte man seine frischen Wunden und musste festestellen, dass Sammy an den Hinterläufen gelähmt bleiben würde. Eine Katastrophe für den lebensfrohen aktiven Hund und eine Katastrophe für die Tierschützer vor Ort, die nicht wussten, wohin mit ihm.
Besitzer gab es keine und niemand war bereit ihn aufzunehmen. Ihn zurück auf die Straße zu setzen wäre sein Todesurteil gewesen. Die Klinik konnte ihn nicht länger behalten und auch in einem ukrainischen Tierheim ist es nicht möglich einen behinderten Hund auf Dauer zu versorgen.
Der kleine Kerl hat uns sehr berührt. Während wir so hilflos da standen, freute sich Sammy über Besuch. Er robbte fröhlich auf uns zu, wollte gesteichelt werden und erkundete neugierig den Raum. Und wenn ihn der Rest der Welt aufgegeben hatte, er hatte das noch lange nicht
Während in Deutschland und in der Ukraine weiter erfolglos ein Zuhause für ihn gesucht wurde, musste Sammy ins Tierheim umziehen, wo er enorm abbaute und so holten wir ihn notfallmäßig auf den Lebenshof von White Paw nach Deutschand.
Auch wenn wir alle froh waren, Sammy in Deutschland zu haben - der Anfang war schwierig.
Schnell wurde unsere letzte leise Hoffnung zerstört, Sammy würde vielleicht mit optimaler medizinischen Betreuung/OP wieder laufen lernen oder zumindest eine bessere Beweglichkeit erlangen können. Doch sein Gesundheitszustand war noch schlechter als wir angenommen hatten. Neben der Wirbelsäulenverletzung hat Sammy mehrere schlecht und schief verheilte Brüche und damit weitere Fehlstellungen. Wir können nur erahnen, welche Schmerzen er nach dem Unfall erleiden musste. Operativ kann ihm leider nicht geholfen werden.
Sammy wollte sich in den ersten Wochen nicht anfassen lassen und reagierte mit Misstrauen und auch mit Aggression. Kein Wunder bei allem, was er erlebt hatte. Aber wir hatten keine Wahl. Er kam mit offenen Wunden hier an, er musste behandelt, bandagiert und gewaschen werden.
Dank der geduldigen Pflege vor allem von Nicole konnte Sammy Stück für Stück Vertrauen aufbauen. Heute kaum vorstellbar, wie sehr Sammy anfangs die Behandlungen gehasst hat. Heute liebt er es massiert und bandagiert zu werden.
Er hat sich wahnsinnig entwickelt, vielleicht mehr als jeder andere Hund von White Paw.
Sammy saugt heute jede Aufmerksamkeit, jedes Kraulen und jedes liebe Wort förmlich auf.
Er nutzt jede Chance eine Streicheleinheit zu ergattern und kommt sofort quer durchs Zimmer oder über den Hof gerobbt, wenn man einen Moment stehen bleibt. Er ist sehr menschenbezogen, möchte am liebsten überall dabei sein und im Mittelpunkt stehen. So viel hat er nachzuholen und sobald man sich um ihn kümmert, leuchten seine Augen und man sieht ihn aufblühen.
Auf dem Hof muss Sammy die Aufmerksamkeit der Menschen mit vielen anderen Hunde teilen und das fällt ihm oft schwer. Als Handicaphund in einer Gruppe von aktuell 16 Hunden ist es nicht einfach sich zu behaupeten und man merkt Sammy an, dass es sehr stressig für ihn ist. Er kann nicht nach Herzenlust mit den anderen rennen und toben und so sind Menschen das wichtigste für ihn.
Fernsehabend mit Sammy - Hofbesucherin Ines erzählt:
Wenn ich zu Besuch auf dem Hof bin, verbringe ich gerne Zeit mit Sammy, zum Beispiel am Abend.
Während die menschlichen Hofbewohner sich auf ihre Zimmer zurückziehen, die Kühe friedlich mampfend auf den Weiden oder in den Ställen stehen und die Schweinebande sich grunzend im Stroh niederlegt, machen wir es uns auf dem Hof bei der Sitzecke gemütlich.
Sammy lauscht dann immer mit offenen Ohren und glänzenden Augen, wenn ich ihm etwas erzähle.
Natürlich versteht er es nicht, doch wenn ich sage: „Sammyboy, stell dir mal vor, was mein Kater jetzt gemacht hat…. dann richtet er sich auf seine Vorderbeine, schaut mich an mit offenem Schnäuzchen und lauscht.
Er liebt es gebürstet, gekrault und beschmust zu werden. Sogar meine Küsse auf seinem Nasenrücken trägt er mit Fassung..
Eines Abends, es war Winter, nahm ich Sammy mit in mein Zimmer. Dort stand ein Fernseher. Ich sagte: "Komm mein süßer Sammy, heute machen wir es uns mal so richtig gemütlich!".
Freudestrahlend schubberte er an mir vorbei ins Zimmer. Da er ja nicht aufs Bett konnte, habe ich gemütliche kuschelige Decken auf dem Boden ausgebreitet und wir machten es uns bequem.
"So Sammy, heute schauen wir uns Chicken Run an!". Er saß in meinem Arm schaute immer zum Fernseher und wieder zu mir zurück und ich erklärte ihm dass die Hühner dort fliehen wollten, ein leises Wuff und ein Nasenschupser folgten.
Wenn er mich ansah und ich ihm einen Kuss auf seine dicke Nase gab, dann seufzte er ganz entspannt.
Nur er und ein Mensch für ihn ganz alleine, das hat Sammy sehr genossen. Und ich auch.
Bis zum nächsten Mal, Sammy....
28.August 2018
Heute ist es wieder so warm und da haben Heinerbert und ich uns mal vor dem Outdoorkühlschrank abgelegt.
Mal sehen, ob bald jemand kommt und den auffüllt. Der Appetit ist uns nämlich auch bei der Hitze nicht vergangen :)